Wir möchten gern noch unser Fazit vom vergangenen Montag nachreichen. Gemeinsam mit etwa 150 Besucherinnen und Besuchern konnten wir zum Jahresabschluss noch einmal ein stimmungsvolles Friedensgebet verleben. Das Friedensgebet begann damit, dass die Konfirmandinnen und Konfirmanden der Kreuzkirchgemeinde in einer Prozession das Friedenslicht von Bethlehem in die Kreuzkirche trugen. Auch anschließend brachten sich die jungen Menschen durch das Lesen von Bibelstellen und eigener Texte im Friedensgebet ein.
Pfarrer Milkau erinnerte in seiner Ansprache daran, dass der Frieden heute nicht nur im Heiligen Land gefährdet ist, sondern auch hier in unserer Stadt durch eine Bewegung, die Hass zwischen den Menschen schürt, bedroht wird. Frieden ist daher keine Selbstverständlichkeit, sondern etwas, wofür man einstehen muss.
Zum Ende des Friedensgebets konnte, wer mochte, seine eigene Kerze an dem Friedenslicht entzünden. Auch wir nahmen das Friedenslicht mit vor die Kirche, wo wir mit den Menschen von Nationalismus raus aus den Köpfen zusammentrafen. Gemeinsam veranstalteten wir heute noch einmal eine kleine Demonstration, bei der wir von der Kreuzkirche zu Frauenkirche und schließlich zur Hofkirche liefen. An jedem dieser Orte stellten wir einige Kerzen ab und erinnerten uns daran, wie wir an diesen Plätzen im vergangenen Jahr gemeinsam für ein friedliches und tolerantes Dresden demonstriert hatten – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Was bleibt, sind auf alle Fälle viele Begegnungen mit tollen, engagierten Menschen, die uns ans Herz gewachsen sind.
Daher möchten wir hier noch einmal die Gelegenheit nutzen, euch allen frohe Weihnachten, einige ruhige und erholsame Feiertage im Kreise eurer Lieben und ein gesegnetes neues Jahr zu wünschen! Bleibt behütet!
Wie vor einem Jahr stehen wir heute wieder hier am Schwerter zu Pflugscharen-Denkmal und wollen den friedlichen Geist, der heute mit dem Friedenslicht aus Bethlehem in die Kreuzkirche Einzug gehalten hat, in unsere Stadt tragen. Dabei werden wir erst zur Frauenkirche und dann weiter zur Hofkirche ziehen, zwei Kirchen, die im vergangenen Jahr wieder als Kulisse für Aufmärsche herhalten mussten, die alles andere als einen friedlichen Geist verbreitet haben.
Dabei haben wir auch die Gelegenheit, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und uns an einige Momente zu erinnern, die im Gedächtnis hängen geblieben sind. Hier am Schwerter zu Pflugscharen-Denkmal erinnern wir uns in erster Linie zurück an das Friedensgebet, dass wir am 08.10. gemeinsam mit den Bürgerrechtlern der AG 8. Oktober gestaltet haben. Im Anschluss an dieses Friedensgebet wurde hier an dieser Stelle der Pfarrer Haroutune Selimianaus Aleppo für sein Engagement für Frieden und Versöhnung in Syrien mit der „Schwerter zu Pflugscharen“-Plakette geehrt.
Am bewegendsten war dabei sicher der Moment, als Pfarrer Selimian ein Gastgeschenk aus seiner Heimat überreichte, eine Box gefüllt mit Sand und Staub, denn dies – so Pfarrer Selimian – sei das Wertvollste, was er aus seiner Heimat mitbringen könne, da alles, was dort einmal von Wert gewesen war, nun zu Staub zerfallen ist. Gerade jetzt in der Weihnachtszeit – wo wir uns hier in Deutschland wieder gegenseitig mit Geschenken überhäufen, von denen wir viele überhaupt nicht benötigen – sollte uns diese Geste von Pfarrer Selimian vor Augen führen, wie gut es uns hier doch geht und wie viele Dinge – Frieden, Wohlstand, Demokratie – wir als selbstverständlich hinnehmen, während sich so viele Menschen auf der Welt vergebens danach sehnen.
Gleichzeitig sollte es uns auch zu denken geben, dass ein Mensch aus Syrien inmitten von Krieg und Zerstörung noch die Kraft findet, für ein friedliches und tolerantes Zusammenleben der Menschen zu werben, während sich hier bei uns so viele Menschen so schwer tun, wenigstens einmal im Jahr für diese Werte auf die Straße zu gehen.
Wir wollen nun also in einem ersten Abschnitt zur Frauenkirche ziehen. So sie dies nicht bereits getan haben, können Sie gern noch eine Kerze an dem Friedenslicht entzünden.
Teil 2: Frauenkirche
Nun sind wir an der Frauenkirche angekommen. An diesem Ort denken wir besonders gern zurück an den 28.10., als wir erst hier in der Unterkirche der Frauenkirche ein Friedensgebet mit 200 Menschen abgehalten haben und sich dann im Anschluss bis zu 3.000 Menschen hier auf dem Neumarkt versammelt haben, um für ein Dresden ohne Rassismus zu werben.
Dieser Tag war auch deshalb besonders, weil es erstmals gelungen ist, dass das bürgerliche und linke Lager der Stadt Seite an Seite in einer gemeinsamen Kundgebung gegen Pegida protestiert haben. Dabei gab es sicher die ein oder anderen Berührungsängste zu überwinden, aber am Ende durfte sich der bunten Masse vor der Frauenkirche jeder willkommen fühlen.
Wir hatten ganz zu Beginn unserer Demonstrationen schon einmal darauf hingewiesen, dass wir es uns – gerade hier in Dresden – nicht leisten können, uns nur mit Menschen zu umgeben, die in allen Punkten unsere Meinung teilen. Demokratie heißt, dass man für eine bestimmte gesellschaftliche Frage Mehrheiten organisieren muss, was wiederum voraussetzt, dass man die eigene Blase und Komfortzone auch einmal verlässt, dass man auf andere Menschen zugeht und zu Kompromissen bereit ist.
Der 28.10. hat denke ich gezeigt, dass dies auch in Dresden möglich ist, wenn man es nur will. Wir hoffen, dass wir diesen Geist, der an diesem Tag auf dem Neumarkt geherrscht hat, mit ins neue Jahr nehmen können, dass wir auf dem Erreichten weiter aufbauen können und noch weiter zu einer demokratischen und toleranten Stadtgesellschaft zusammenwachsen können.
Teil 3: Hofkirche
Nun sind wir am Ende unseres Weges an der Hofkirche angekommen. Anfang des Jahres, bevor die Bauarbeiten an der Augustusbrücke begannen, fanden hier auf dem Schlossplatz auch regelmäßig Pegida-Kundgebungen statt. Pegida fühlte sich hier besonders wohl, weil es hier auf dem an drei Seiten geschlossenen Schlossplatz so schön schallte, weswegen sie diesen Ort auch als ihre „Arena“ bezeichneten.
Dieser Ort erinnert uns auch an einige bittere Momente unserer Initiative, als wir im Frühjahr an manchen Montagen von der Kreuzkirche zur BrühlschenTerasse gelaufen sind und sich uns nicht einmal 5 Menschen anschließen wollten. In solchen Momenten haben wir ehrlich gesagt schon ans Aufgeben gedacht, und nur die Tatsache, dass wir dann die anderen wenigen Engagierten wie die tollen Menschen von Nationalismus raus aus den Köpfen im Stich lassen würden, hat uns davon abgehalten.
Pegida hat schon angekündigt, im kommenden Jahr wieder jede Woche marschieren zu wollen, weswegen wir auch im kommenden Jahr wenigstens einmal im Monat mit unserem Friedensgebet und der anschließenden Kundgebung ein kleines Gegengewicht schaffen wollen. Denn das letzte Jahr hat einmal mehr gezeigt, dass Probleme nicht verschwinden, wenn man sie ignoriert.
Wer immer noch denkt, dass das Problem Pegida irgendwann von allein verschwindet, der ist auf dem Holzweg. Denn Pegida ist nur das Symptom eines viel grundlegenderen Problems, nämlich der immer noch viel zu weit verbreiteten rassistischen Denkmuster. Viele von uns wissen aus persönlichen Erfahrungen, oft auch in der eigenen Familie und im Bekanntenkreis, wie weit dieses Denken hier verbreitet ist. Dieses Denken wird gespeist aus einem Mangel an Erfahrung mit Fremdheit, aber eben auch aus einem Mangel an öffentlichem Widerspruch.
Das Schweigen der Masse wird von radikalen Kräften weiterhin als Zustimmung gewertet. Es gibt ihnen das Gefühl, im Recht zu sein, und ermuntert sie dazu, radikalere Schritte zu erwägen, so wie es die Rechtsterroristen der Gruppe Freital getan haben. Es bleibt also unsere Verantwortung, dieses Schweigen zu brechen, und auch im kommenden Jahr wieder selbstbewusst für unsere Werte und für unser Ziel einzutreten: ein friedliches und tolerantes Dresden!
Bis dahin wünschen wir allen frohe Weihnachten, ruhige und erholsame Tage im Kreise von Familie und Freuden und ein gesegnetes neues Jahr! Bleibt behütet!