Friedensgebet und Kundgebung am 23.01.2017

Zusammenfassung

Am gestrigen Montag fanden sich mit etwa 80 Leuten etwas weniger Menschen zum Ökumenischen Friedensgebet ein, als noch zuletzt im vergangenen Jahr. Dafür war es umso erfreulicher, dass trotz Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt mehr als 100 Menschen an unserer anschließenden Demonstration von der Kreuzkirche zur Frauenkirche teilnahmen.

Die Kundgebung vor der Kreuzkirche begann mit einem stimmigen Redebeitrag eines Mitglieds unserer Initiative, der schon seit ihrer Weihe in der Frauenkirche musikalisch aktiv ist und seine ganz persönliche Sicht auf die Rolle dieses Gotteshauses schilderte. Dann setzte sich die Demonstration in Bewegung und lief am Gewandhaus vorbei über den Pirnaischen Platz zum Kurländer Palais.

Von dort ging es in einer kurzfristigen Änderung der Route erst einmal zum Denkmal für die zerstörte Semper-Synagoge, wo aus aktuellem Anlass einige Kerzen aufgestellt wurden und kurz in Stille innegehalten wurde.

Anschließend lief der Demozug durch die Salzgasse auf die Frauenkirche zu. Hier wurde es nun zum ersten Mal etwas lauter, als aus der Gruppe heraus das Lied "We shall overcome" angestimmt wurde und bald von einer Vielzahl von Stimmen getragen durch die Gasse schallte. Singend erreichte man die Frauenkirche, wo sich bereits einige Menschen mit Bannern eingefunden hatten. Wir reihten uns mit unserem Banner - Das Kreuz steht für Liebe, nicht für Hass! - in die Reihe ein, die von der Frauenkirche bis zur gegenüberliegenden Straßenseite reichte. Vor den Kirchenmauern harrten wir nun zwei Stunden bei bitterer Kälte aus, bis sich die Pegida-Kundgebung auf dem Neumarkt auflöste und wieder Frieden vor der Frauenkirche einzog.

Insgesamt fällt unser Fazit positiv aus. Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass noch mehr Menschen den Weg in die Kreuzkirche und auf die Demonstration finden. Wir haben aber auch Verständnis dafür, dass viele aufgrund der Kälte und der unangenehmen Situation vor Ort der Kundgebung fernblieben. Besonders freuen wir uns jedoch darüber, dass auf der Parallelkundgebung "Für eine offene Gesellschaft" des Stura der TU Dresden über 1.000 Menschen mitliefen. Somit konnte am Ende durch das Engagement vieler Menschen an verschiedenen Orten doch ein starkes Zeichen für ein weltoffenes Dresden gesetzt werden, was uns Mut für die kommende Zeit macht.

Danke dafür an DD Versammlungsbehörde #watch, Herz statt Hetze und What - StuRa TUD!

Redebeitrag auf der Kundgebung

Ich begrüße Sie alle recht herzlich zu unserer Kundgebung vor der Kreuzkirche. Ein großer Dank geht an Frau Kunert von Herz statt Hetze und der Gruppe Nationalismus raus aus den Köpfen für die Anmeldung und Organisation der Kundgebung und der sich daran anschließenden Demonstration.

Ich bin Mitbegründer der Initiative „Erhebet Eure Herzen“. Nach meinem Austritt aus dem Dresdner Kreuzchor suchte ich mir ein neues zu Hause. Ich suchte mir einen neuen Chor und fand diesen in der Dresdner Frauenkirche. Seit nunmehr 12 Jahren singe ich als Sänger im Kammerchor der Frauenkirche in diesem Gotteshaus. Somit habe ich eine ganz persönliche Bindung zu dieser Kirche. Die Wiedereinweihung am 30. Oktober 2005 war ein Höhepunkt von vielen in den zurückliegenden Jahren. Die Frauenkirche ist eine Kirche, die durch Zerstörung und Wiederaufbau geprägt ist. Es ist eine Kirche, die nicht nur zum stillen Innehalten einlädt, sondern es ist auch ein Ort des Friedens und der Versöhnung.

Letzte Woche thematisierte auch Björn Höcke im Ballhaus Watzke die Frauenkirche. Zitat: „Der Wiederaufbau der Frauenkirche war für uns Patrioten ein Hoffnungsschimmer dafür, dass es ihn noch gibt, diesen kleinen Funken deutschen Selbstbehauptungswillen.“ Die Frauenkirche ist keine Fassade die für ein wiedererstarkendes deutsches

Volk steht. Ganz im Gegenteil. Die Frauenkirche ist ein internationales Symbol für Frieden und Versöhnung. Leider wird sie heute Abend ein weiteres Mal durch fremdenfeindliche und rassistische Sprechchöre von deutschen Patrioten missbraucht.

Dies geschah auch am 03. Oktober letzten Jahres. Viele Amtsträger aus Politik und dem öffentlichen Leben waren damals zu Gast in der Dresdner Frauenkirche, auch ich beteiligte mich an diesem Gottesdienst als Sänger des Kammerchores. Die Dresdner Frauenkirche diente an diesem Tag nicht nur als ein Ort für Feierlichkeiten, sondern wurde auch von einer wütenden Meute von Menschen benutzt. Ich sah mich damals den schändlichen Rufen der Pegida-Anhänger ausgesetzt. Als Lügenpack und Volksverräter wurde ich und alle anderen Besucher und Besucherinnen des Gottesdienstes beschimpft. Wir möchten und werden als Initiative „Erhebet Eure Herzen“ nicht tatenlos zusehen, wie ein weiteres Mal die Frauenkirche als Wahrzeichen der Stadt und Symbol des Friedens als Bühne für Fremdenfeindlichkeit, Hass und Intoleranz missbraucht wird.

Deshalb führte uns bereits am 12. Dezember vergangenen Jahres der Weg von der Kreuzkirche zur Frauenkirche und anschließend weiter zur Hofkirche. Vor jeder dieser drei Kirchen, die im ablaufenden Jahr einmal mehr als Kulisse für die Pegida-Bewegung herhalten mussten, hielten wir kurz inne und stellten Kerzen ab. Auf diese Weise wurde der friedliche Geist, der während des Friedensgebetes geherrscht hatte, in die Stadt hinausgetragen. Damals stellten wir euch unser Banner vor, dass wir auch heute wieder vor uns hertragen werden. Die Botschaft „Das Kreuz steht für Liebe, nicht für Hass“ richtet sich an diejenigen, die meinen, das Kreuz - das für die Liebe Jesu und die Liebe Gottes für alle Menschen steht - als Zeichen der Abgrenzung und Intoleranz missbrauchen zu müssen.

Wir werden jetzt gemeinsam zur Frauenkirche laufen. Der Weg führt uns zum Pirnaischen Platz und von dort aus über die Schießgasse um letztendlich von hinten an die Frauenkirche zu gelangen. An der Frauenkirche werden wir gemeinsam mit anderen Gruppen, wie z.B. „Nationalismus raus aus den Köpfen“ unsere friedliche Demonstration für Mitmenschlichkeit in unserer Stadt fortführen. Ich würde mich freuen wenn Sie sich uns anschließen.

Vielen Dank!

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