Friedensgebet und Demonstration am 22.05.2017

Zusammenfassung

Alles neu macht der Mai? – Leider nein. 

Wir hatten sehr darauf gehofft, dass am gestrigen Montag bei schönerem Wetter ein paar mehr Menschen den Weg zum Friedensgebet und zur anschließenden Kundgebung finden würden, als beim letzten Mal. Doch genau das Gegenteil ist eingetreten: Beim Friedensgebet waren weniger als 50 Leute anwesend, womit die Teilnehmerzahl im Friedensgebet wieder auf dem Level angelangt ist, das sie auch vor dem Beginn unserer Initiative hatte.

Die anschließende Kundgebung war quasi ein Totalausfall: nur fünf Leute waren bereit, uns noch mit zur Demo von „Nationalismus raus aus den Köpfen“ vor der Frauenkirche zu begleiten. Mit einer Handvoll Leuten stellten wir uns mit unserem Banner vor die Frauenkirche und ließen die üblichen hetzerischen Reden und persönlichen Beleidigungen von Seiten der Pegida-Bewegung über uns ergehen. Nicht zum ersten Mal fragten wir uns dabei, warum wir uns das überhaupt antun.

Wir sind zwar weiterhin der Auffassung, dass es wichtig ist, den unverhohlenen Rassismus, der Woche für Woche auf den Plätzen unserer Stadt verbreitet wird, nicht unwidersprochen hinzunehmen, sondern ihm eine positive Botschaft entgegenzuhalten und für eine friedliche und tolerante Gesellschaft einzustehen. Wir müssen jedoch erkennen, dass offensichtlich nur wenige Menschen in Dresden diese Auffassung teilen.

Wir haben lange daran geglaubt, dass wir nur mehr mediale Aufmerksamkeit für unser Anliegen erreichen müssten, um so die „schweigende Mehrheit der Anständigen“ zu wecken. Wir haben hart daran gearbeitet, unzählige Mails geschrieben, ein Zeitungs-Interview gegeben, eine Webseite erstellt und nicht zuletzt auch hier bei Facebook für unser Anliegen geworben. Das Interview in der Sächsischen Zeitung hat weit über 1.000 Menschen erreicht und unser Video vom 20. März wurde von mehr als 3.000 Leuten angesehen. Wir haben sowohl bei unseren Auftritten, als auch in zahlreichen Zuschriften, immer wieder positives Feedback erhalten.

Doch statt einer Steigerung, müssen wir einen stetigen Rückgang der Teilnehmerzahlen verzeichnen. Mittlerweile sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir ernsthaft an der Sinnhaftigkeit unseres Unterfangens zweifeln. Wir müssen uns ehrlich eingestehen, dass unser Anliegen der überwiegenden Mehrheit der Dresdner völlig egal ist und dass selbst den Menschen, die Interesse an unserer Initiative haben, die Sache offenbar nicht wichtig genug ist, um wenigstens einmal im Monat zwei bis drei Stunden dafür zu opfern.

Mag sein, dass der ein oder andere aus persönlichen Gründen einmal verhindert ist. Aber wenn in einer Stadt mit über 500.000 Einwohnern nur fünf Leute mit uns gemeinsam für ein friedliches und tolerantes Miteinander demonstrieren wollen, dann ist das ganz einfach ein Armutszeugnis. Offenbar haben wir uns in unserer Stadt getäuscht und es gibt sie gar nicht, die „schweigende Mehrheit der Anständigen“. Offenbar sind wir wirklich auf uns allein gestellt, was eine sehr bittere Erkenntnis ist.

Wir werden planmäßig noch einmal am 19.06. das Friedensgebet in der Kreuzkirche gestalten. Anschließend werden wir uns ernsthaft Gedanken darüber machen müssen, ob eine Fortsetzung unserer Veranstaltungsreihe im zweiten Halbjahr noch sinnvoll ist und insbesondere den dafür erforderlichen Aufwand rechtfertigt. Heute stehen wir erst einmal ratlos und auch ein wenig traurig da.

Demonstration vor der Frauenkirche

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